Montag, 6. April 2009

Die “Bundesagentur für Einkommen“, der 1. April und ein Chamäleon


Brigitte Vallenthin, Hartz4-Plattform, kommentiert:

Kreativität versus Paragrafen-“Humor“

Was haben die “Bundesagentur für Einkommen“, ein Chamäleon und der 1. April miteinander zu tun? Viel! Denn an diesem Datum treffen sich zwei im Internet, die offenbar gar nicht miteinander können. Leben Sie etwa in verschiedenen Welten. Oder sprechen Sie vielleicht sogar unterschiedliche Sprachen. Rasch wird klar: mit den beiden klappt es einfach nicht.

Der eine heißt “Bundesagentur für Einkommen“. Der wird am satirefreudigsten Tag des Jahres von einem bekannten Nachrichtenmagazin zum drittschönsten Aprilscherz gekürt.

Der andere heißt – ihm zum Verwechseln, oder doch nicht zu verwechseln? ähnlich – “Bundesagentur für Arbeit“. Dem erlaubt der Paragrafen-“Humor“ noch nicht einmal, am 1. April zu lachen. Wie sollen sie auch, wenn sie ständig nur “fordern“ müssen, ohne “fördern“ zu können.

Sie finden schließlich nach zwei Tagen heraus:
“nach unseren Erkenntnissen verwenden Sie auf Ihrer Internetseite www.bundesagentur-fuer-einkommen.de Inhalte des Internetauftritts der Bundesagentur für Arbeit (www.arbeitsagentur.de),
- das Corporate Design des Internetauftritts der Bundesagentur für Arbeit,
- ein Logo, das dem Logo der Bundesagentur für Arbeit nahezu identisch ist,
- einen an die Bundesagentur für Arbeit adressierten Vordruck “Antrag auf bedingungsloses Grundeinkommen“.

Schnellstens wollen sie die, die – erst mal Lebensrecht fordern, um überhaupt arbeiten zu können – in die Wüste schicken:
Sie sollen derartige Unbotmäßigkeiten gefälligst sein lassen. Und obendrein sollen sie auch noch unterschreiben, dass sie “für jeden Fall der Zuwiderhandlung
1. eine Vertragsstrafe i.H.v. 5.000,- EURO an die Bundesagentur für Arbeit zahlen,
2. der Bundesagentur für Arbeit alle Schäden ersetzen, die ihr durch die oben aufgeführte(n) Handlung(en) entstanden sind und noch entstehen werden,
3. der Bundesagentur für Arbeit durch die weitere Geltendmachung ihrer Rechte entstehende Kosten ersetzen.“

Die jedoch, die die Vision von einer besseren als der finanzkriselnden Gesellschaft haben, wissen: Die Welt ist gar nicht wüst und öde. Es ist Frühling! Es grünt und blüht! Flugs kommen sie hinterm nächsten Forsythienbusch als fröhlich überlebendes Chamäleon hervor. Mal eben die Kleiderfarbe gewechselt: Die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen ist lebendiger denn je!




Wiesbaden, 06. April 2009
Brigitte Vallenthin
Presse
Wiesbadener Initiative Grundeinkommen
Du bist der GRUND für ein EINKOMMEN
fon 0611- 172 12 21
mobil 0160 - 912 794 65
email info@grundeinkommen-wiesbaden.de
web www.grundeinkommen-wiesbaden.de


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also ich muss schon sagen, die Aktion(en) mit der Bundesagentur für Einkommen kann wirklich nur von Menschen ausgedacht werden, die waaaahnsinnig viel Zeit haben und ziemlich blöd sind. Es ist echt schade, so eine Volksverdummung zu starten. Die Verantwortlichen sollten sich mal über wirklich klare Maßnahmen gedanken machen, die auch umsetzbar sind. Übrigens halte ich die Reaktion der Bundesagentur für Arbeit für gerechtfertigt, es gibt nun mal Markengesetze und Urheberrechte, andere Unternehmen oder ähnliches hätten wahrscheinlich noch konsequenter reagiert...

Lukas hat gesagt…

@Anonym, 08.04.2009

Zu Aprilscherzen mag mensch stehen wie er will, aber muß mensch sie deshalb gleich kriminalisieren? (die ZEIT hat auf die "Fälschung" durch Attac jedenfalls anders reagiert - und das, obwohl es sich nicht um einen Aprilscherz handelte! ...)

... und anstatt (immer nur) von anderen zu fordern, daß sie sich "Gedanken" machen sollen, ist jede/r mündige und verantwortliche Bürgerin und Bürger eingeladen, sich über die derzeitige Situation, in der die Welt sich befindet, zu informieren! (Gute Lösungen lassen sich nämlich nur dann finden, wenn sich möglichst viele Menschen ein möglichst umfassendes Bild von einer Problemstellung machen und sich darüber erkenntniszentriert und problemlösungsorientiert austauschen) ...

Gestern hat z.B. das OECD Development Center die Studie "Is Informal Normal?" in Paris veröffentlicht. Vielleicht ein ganz guter erster Einstieg in die Problematik ...

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